2011_Wettbewerb_

Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2011

 

 

Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk auf der Tendence 2011 verliehen


Die Preisträger 2011: Schmuck- und Objektgestalterin Julika Müller, Diplomdesignerin Stefanie Kölbel und die freischaffende Künstlerin Sabine Perez

Stefanie Kölbel, Diplomdesignerin (FH), Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH/Welzel

Zum 61. Mal wurde am Montag, 29. August 2011, auf der Frankfurter Herbstmesse Tendence der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk verliehen. Für ihr künstlerisches Schaffen zeichnete die Jury in diesem Jahr drei Gestalterinnen aus. Den ersten Preis erhielt die Schmuck- und Objektgestalterin Julika Müller. Die zweite Auszeichnung ging an die Diplomdesignerin Stefanie Kölbel. Den Förderpreis Junge Positionen erhielt Sabine Perez. Die mit insgesamt 8.000 Euro dotierten Preise überreichten Dr. Bruder vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.

Die fünfköpfige Jury bestand aus der Kunstkritikerin Dr. Ulrike Brandenburg aus Wiesbaden, Heike Kern, Künstlerin aus Mainz, Dr. Bettina Becker, Kulturwissenschaftlerin aus Kassel, Unk Kraus, dem Vorjahrespresiträger sowie Prof. Dr. Ekkehard Schmidberger, Kustos a. D., Dozent an der Universität Kassel.

1. Preis: Julika Müller
Mit dem ersten Preis zeichnete die Jury in diesem Jahr die Schmuck- und Objektgestalterin Julika Müller aus. Die Jury begründete dies folgendermaßen: "Julika Müller verwendet die traditionelle Gusstechnik mit verschiedenen Metallen in höchster Meisterschaft. Mit großer Sensibilität bezieht sie Formelemente und Oberflächen wie sie durch den Gießvorgang entstehen gezielt in ihr ästhetisches Vokabular ein. Sie formuliert im Wechselspiel von offenen und geschlossenen Körpern wesentlich Prozesshaftes."

Julika Müller wurde 1966 in Hamburg geboren, sie lebt und arbeitet jetzt in Berlin. Unter dem Label SEEZEICHEN baut sie Schmuck und Objekte und sagt über ihre Arbeiten: "Schwimmen können meine Bojen nicht. Sie würden sofort untergehen und erinnern schon deshalb an versunkene Schiffe, deren Schicksal sie ja verhindern sollten. Aber sie können sich verwandeln; in Raketen, Boote oder Fische und sind dann fliegend, schwimmend oder tauchend unterwegs auf "Großer Fahrt". Man kann sich die Bojen als Brosche ans Revers nähen oder diese "Räume zum Denken" in den Händen behalten."

2. Preis: Stefanie Kölbel
Der zweite Preis geht in diesem Jahr an Stefanie Kölbel, Diplomdesignerin (FH) Textilkunst. Sie fertigt zarten, leichten, filigranen Schmuck in traditioneller Klöppeltechnik, von der sich schon seit ihrer Kindheit fasziniert ist. Es gelingen ihr, so die Jury in ihrer Begründung, "filigrane und transparente Werkstücke mit hochwertiger Anmutung". Verwendet werden hauchdünne Edelstahldrähte und handgefärbte Polyamidfäden, wodurch sie Strukturen und Ausdrucksformen erreicht, die mit textilem Material in dieser Form nicht realisierbar wären.

Die 1981 in Oelsnitz/Vogtland geborene Stefanie Kölbel besuchte von 2001 bis 2005 die Fachhochschule für Angewandte Kunst Schneeberg, die sie als Diplomdesignerin Bereich Textilkunst abschloss. Seit 2006 ist sie freiberuflich in Dresden tätig und hat dort 2008 die Ladengalerie "Spitzenstücke" eröffnet. Bereits 2007 ist Stefanie Kölbel mit dem Bochumer Designpreis, 2. Preis ausgezeichnet worden.

Förderpreis Junge Positionen: Sabine Perez
Wie schon in den vergangenen Jahren vergab die Jury auch in diesem Jahr keinen dritten Preis, sondern 2011 einen Förderpreis Junge Positionen.  Diesen Preis erhält Sabine Perez aus Offenbach/Main, deren Tätigkeitsfeld die Handstickerei ist. Seit 2004 als freischaffende Künstlerin tätig, entwickelte sie die Idee, Stickereien in ungewöhnlichen Zusammenhängen zu präsentieren, z. B. auf Alltags- und Wegwerfartikeln wie Papiertaschentüchern, Papierservietten oder Papptellern. Sie führt aus: "Die vorher wertlosen und unbeachteten Wegwerfartikel, die Ausdruck unserer heutigen Schnelllebigkeit sind, erfahren durch die Stickerei, die für Langsamkeit und gebundene Zeit steht, eine unglaubliche Veränderung...die Wegwerfartikel werden zu Kunstobjekten, die durch diesen Kontrast überraschen...und auch die Stickerei, die in unserer heutigen Zeit zu verschwinden droht, wird wieder wahrgenommen und berührt durch ihre Einfachheit." Die Jury honorierte diese Position und begründete den Förderpreis: "Sabine Perez rückt das Stick-Handwerk in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dabei bedient sie die Tradition und leistet gleichzeitig den Btrückenschlag in die Gegenwart, und zwar mit Mitteln der Ironie."

Ältester Staatspreis Deutschlands
Der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk ist der älteste Staatspreis Deutschlands. Er wurde 1951 auf Anregung von Kunsthandwerk Hessen e. V. vom damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gestiftet und wird seitdem im Rahmen der Frankfurter Herbstmesse verliehen.