2008_Wettbewerb_

Hessicher Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2008

 

 

Preisträger 2008: Henriette Tomasi, Aninka Harms und Volker Senger

Schmuckdesignerin Anninka Harms, Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Jean-Luc Valentin

Am Montag, 7. Juli 2008, wird im Rahmen der Tendence Autumn + Winter zum 58. Mal der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk verliehen. Ausgezeichnet für ihr künstlerisches Schaffen werden in diesem Jahr zwei Kunsthandwerkerinnen und ein Spielzeuggestalter. Klaus-Peter Güttler, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, wird die mit insgesamt 8.000 Euro dotierten Preise überreichen.

Die Preisträger wurden im Laufe der Messe von einer fünfköpfigen Jury ermittelt. Ihr gehörten an: Viola Herr (Designerin und Ingenieurin aus Rheinland-Pfalz), Rosemarie Jäger (Galeristin aus Hochheim am Main), Prof. Werner Schulze-Bahr (Gründungsdekan des Institut für Industriedesign an der HS Magdeburg-Stendal i. R.), Dr. Ekkehard Schmidberger (Kustos im Ruhestand, Hessisches Landesmuseum Kassel) und die Vorjahrespreisträgerin Monika Assem (Ledergestalterin aus Karlsruhe).

Der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk ist der älteste Staatspreis Deutschlands. Er wurde 1951 auf Anregung von Kunsthandwerk Hessen e. V. vom damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gestiftet. „Mit dem Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk werden überragend gut gestaltete Produkte ausgezeichnet. Somit ist die Verleihung des Preises eine Werbung für die Gestaltungskompetenz im Handwerk. Gestaltungskompetenz ist heute ein unentbehrliches Marketinginstrument. Deshalb ist die Förderung des Verständnisses von Fragen der Gestaltung und Formgebung sowie von Absatzimpulsen eine wichtiges Ziel der Prämierung", betont Wirtschaftsstaatssekretär Klaus-Peter Güttler.

1. Preis in Höhe von 3.500 Euro geht an die Gefäßgestalterin Henriette Tomasi, ein 2. Preis in Höhe von 2.250 Euro geht an die Schmuckgestalterin Aninka Harms und ein weiterer 2. Preis in Höhe von 2.250 Euro geht an den Spielzeuggestalter Volker Senger.

1. Preis: Figurale Vernetzungen
Gefäße von Henriette Tomasi
Der erste Preis geht in diesem Jahr an die in Kronberg am Taunus lebende freischaffende Künstlerin und Goldschmiedemeisterin Henriette Tomasi. „Mich reizt das Behältnis im weitesten Sinne als Zeichnung im Raum. Ich begreife ein Gefäß als Skulptur, dessen Hülle einen Innen- von einem Außenraum trennt", erklärt Henriette Tomasi.

1969 im Königstein geboren und in Kronberg aufgewachsen, absolvierte Henriette Tomasi nach dem Abitur zunächst eine Goldschmiedelehre und studierte im Anschluss Schmuck- und Gerätgestaltung an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau. Der Dozent Franz Josef Bette unterstützte ebendort ihre Hinwendung zur Gefäßkunst.

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Licht während der letzten zwei Studienjahre verführte Tomasi zum Experimentieren mit durchsichtigen Strukturen. Ihre geschweißten, geschmiedeten, gefilzten oder genähten Netze aus Silber- bzw. Edelstahlfäden umreißen zunächst klare Formen, werden aber mit den Jahren immer freier. Die jüngsten Werke sind fließende Gebilde mit stark skulpturalem Charakter.

Zusammen mit ihrem Mann Martin Tomasi initiierte sie 2004 die Gründung von ‚Vessels', einem internationalen Forum für Gefäßkunst. Ziel der inzwischen über 20 Mitglieder zählenden Organisation ist es, die Öffentlichkeit für diese spezielle Form der bildenden Kunst zu sensibilisieren sowie den Künstlern eine Plattform für Inspiration, Information und professionelle Präsentation zu bieten.

Tomasis Arbeiten wurden vielfach prämiert und sind in zahlreichen internationalen staatlichen wie auch privaten Sammlungen vertreten.

2. Preis: Zauberhafte Verknüpfungen
Schmuck von Aninka Harms
Einen zweiten Preise vergab die Jury an die Schmuckgestalterin und Musikerin Aninka Harms. „Das künstlerische Anliegen meiner Schmuckgestaltung ist es: Musik zu materialisieren. Altes zu neuem Glanz zu erwecken, ist die konzeptionelle Idee hinter meiner Arbeit", sagt Aninka Harms.

Musisches Talent wurden der 1964 in Pretoria geborenen deutschsprachigen Südafrikanerin gewissermaßen in die Wiege gelegt. Aninka Harms ist Künstlerin in der dritten Generation. Sie studierte am Department of Visual Arts der Universität von Stellenbosch und beendete dort 1986 ihre Ausbildung zur Schmuckgestalterin mit dem Bachelor of Arts bei Dieter Dill und Katrijn Engelen. Es folgte 1989 ein Aufbaustudium an der FHG Pforzheim.

Aninka Harms bewegt sich nicht nur räumlich ständig zwischen zwei Welten, sondern auch künstlerisch. Sie spielt die Barockgeige ebenso virtuos wie sie Edelsteine- und -metalle in melodische Formen zwingt. Ihre Knospen- und Feenketten sind inspiriert von Renaissancetänzen und zudem geprägt vom Charme des durch Gebrauch gealterten. Harms arbeitet gerne mit recycelten Materialien, darunter alten Diamanten von Bohrerspitzen.

Aninka Harms lebt mit ihren zwei Kindern in der südafrikanischen Weinregion. Zusammen mit anderen Künstlerinnen betreibt sie in Stellenbosch eine Werkstatt und Galerie. Ihre Kreationen begeistern auf beiden Seiten der Welt. Zahlreiche Auszeichnungen belegen dies ebenso wie die Aufnahme in den Katalog des Design Shops des Museum of Modern Art, New York.

2. Preis: Lebenslange Spielfreuden
Tierpuppen von Volker Senger
Einen weiteren zweiten Preis vergab die Jury an den Psychologen und Spielzeuggestalter Volker Senger. „Ich will bei Jung und Alt positive Emotionen wecken. Meine Stofftiere sollen Entspannung bringen und Freunde fürs Leben sein", wünscht sich Volker Senger.

Nach der Schule absolvierte der 1954 in Würzburg geborene Volker Senger zunächst eine Schneiderlehre. Es folgte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und im Anschluss daran ein Studium der Psychologie. Seine Profession entdeckte er 1985 zufällig. Eine Plüschmaus, entstanden als Präsent für eine Freundin, sorgte für Furore im Umkreis der Beschenkten. Die in Folge gestartete Marktforschung ergab: Aufrecht stehende und bekleidete Stofftiere fehlen im Angebot. Senger begann zusammen mit seiner Frau Sabine, damals Leiterin einer Kinderbuchabteilung, die erste Kollektion zu produzieren. Die mit Herzblut und Naturverbundenheit gestaltete Mäusefamilie wurde ein so großer Erfolg, dass das Ehepaar beschloss, sich fortan hauptberuflich der Entwicklung von Kuscheltieren zu widmen. Die Sengers beschäftigen inzwischen zehn Vollzeitkräfte in ihrer idyllisch zwischen Rhön und Spessart gelegenen Dorfmanufaktur und verhelfen zahlreichen Heimarbeiterinnen in der wirtschaftsschwachen Region zu einem geregelten Einkommen.

Für den Psychologen Volker Senger ist die freundliche Ausstrahlung und beruhigenden Wirkung seiner Geschöpfe ein zentrales Thema, für den Naturfreund steht der ökologische Aspekt im Vordergrund. Für die Plüschkörper wird ausschließlich Baumwolle aus kontrolliertem Anbau verwendet. Gefüllt sind die Tierpuppen mit Schafwolle aus der Eifel, oder einheimischen Kirschkernen bzw. Dinkelspelzen. Sengers Kreationen verstehen sich als lebenslange Begleiter zum Kuscheln und Wärmen in guten und weniger guten Zeiten. Senger wurde für seine gestalterische Arbeit mehrfach, auch international, ausgezeichnet und 2000 mit dem ersten Umweltpreis „Fair to Nature" der Messe Frankfurt geehrt.