2014_Wettbewerb_

Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst 2014

 

Zum achten Mal wurde der Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst verliehen. Er ist der einzige deutsche Preis für Textilkunst und mit 5.000 Euro dotiert.

Ulrike Isensee erhielt die Auszeichnung 2014 für ihr Gesamtwerk.
Überreicht wurde der Preis am 23. Oktober 2014 von Brigitta Landsberg, Beiratsmitglied der Lotte Hofmann-Gedächtnisstiftung bei der Eröffnung der Grassi-Messe in Leipzig, in deren Rahmen eine Ausstellung mit Werken Ulrike Isensees gezeigt worden ist.

Ulrike Isensee


Aktuelle Arbeit aus der Serie „Erinnerungen" von Ulrike Isensee, „Erinnerungen ... eine Druckerei", Papierstreifen, zusammen genäht, Maße ca. 140 x 140 cm


In den Jahren zuvor widmete sich Ulrike Isensee in ihren freien Arbeiten der Textilassemblage mit unterschiedlichen Themen (2005 bis 2011) sowie 2003/2004 dem Kimono-Projekt, bei dem sie neben herkömmlichen textilen Materialien Plastiktüten und Draht verarbeitete. Abstrakt und durch transparente stoffliche Überlagerungen bieten diese Arbeiten dem Betrachter meditative Tiefe und sind Quelle der Inspiration.

 

Nach ihrer Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und der ersten Zeit als Grafikerin stand schon bald eine Erweiterung ihrer gestalterischen Tätigkeit an, ausgelöst durch eine Studienreise nach Mexiko. Dort erlebte sie die Farbvielfalt der handgewebten Stoffe mexikanischer Weberinnen und die Leichtigkeit, mit der sie ihre Arbeit verrichteten.

 

Zurück in Hamburg absolvierte sie eine Lehre zur Handweberin, die sie mit der Gesellenprüfung und später mit der Meisterprüfung abschloss. 1983 gründete sie ihr eigenes Atelier und arbeitete als selbständige Handweberin. Strenge grafische Formen und der reduzierte Einsatz von Farben bestimmten die Arbeiten am Beginn ihrer Karriere. Schon in ihren ersten Jahren als Handweberin sind die Designs von Ulrike Isensee unverkennbar. Vorwiegend widmet sie sich in dieser Phase Gebrauchstextilien wie Schals und Bekleidung.


Bereits 1995 ist Ulrike Isensee mit dem Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet worden und im Jahr 2004 erhielt sie den Bochumer Designpreis und den Preis der Justus Brinckmann-Gesellschaft. Längst hatte sie zu diesem Zeitpunkt mit der Auflösung der strengen Formen begonnen. Farben setzte sie in großer Vielfalt und Intensität ein und verabschiedete sich von der zurückhaltenden Farbgebung. Auch die Struktur der Gewebe hatte sich gewandelt, die Dichte der Bindungen wurde gelöst und Ulrike Isensee entwickelte transparente Strukturen, die, sich überlagernd, mit visueller Verschleierung und gleichzeitig mit Durchlässigkeit spielen.

 

Papierkimono von Ulrike Isensee, Leinengarn, Tyvekpapier, genäht

 

Ulrike Isensee ist mehr als 30 Jahre selbständig in ihrem eigenen Atelier tätig. In all diesen Jahren zeugt ihr Schaffen von einer stringenten künstlerischen Entwicklung, die mit der Fortbildung ihrer handwerklichen Meisterschaft einhergegangen ist. Dafür wird Ulrike Isensee 2014 mit dem Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst ausgezeichnet.

 

Freie Arbeit „Hommage à Sonja Delaunay" von Ulrike Isensee, sich überlagernde Seiden- und Baumwollringe, genäht, Maße ca. 150 x 190 cm

 

Die Lotte Hofmann-Gedächtnisstiftung für Textilkunst
Die Lotte Hofmann-Gedächtnisstiftung für Textilkunst wurde von den aus Karlsruhe stammenden Schwestern Lotte und Käte Hofmann mit dem Ziel begründet, die Textilkunst in Deutschland zu fördern und ihre Protagonisten auszuzeichnen. Lotte Hofmann hat zusammen mit ihrer Schwester Käte den ersten und bislang einzigen deutschen Preis für Textilkunst geschaffen, indem die Schwestern ihr Vermögen in eine Stiftung einbrachten.


Lotte Hofmann (1907-1981) zählte im Nachkriegsdeutschland zu den bedeutenden und international bekannten deutschen Künstlerinnen. Sie engagierte sich auch verbandspolitisch für das Kunsthandwerk. Auf internationaler Ebene hob sie in New York den World Crafts Council, den Weltverband des Kunsthandwerks, mit aus der Taufe und war Mitbegründern des baden-württembergischen Landesverbandes (1947), des Bundes der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e. V.


Der Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst wird seit 1984 vergeben und ist ausschließlich Textilkünstlerinnen und Textilkünstlern aus Deutschland vorbehalten. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung verbunden.


Die Stiftung hat ihren Sitz beim Bundesverband Kunsthandwerk in Frankfurt am Main. Über die Preisvergabe hat der Stiftungsbeirat entschieden, dem Brigitta Landsberg als Vertreterin der Stifterfamilie,die Künstlerin Gisela Schröder-Fröhlich sowie die Museumskuratoren Babette Küster und Peter Schmitt angehören.

Mehr unter www.lotte-hofmann-stiftung.de

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